September 2025 – Bristol, UK
Was ist Headshaking beim Pferd?
Kopfschlagen oder Headshaking ist eine Erkrankung des Pferdes, die sich durch plötzliches und unkontrollierbares Kopfschlagen, auffällige Bewegungen von Kopf und Hals sowie Reiben oder Irritationen im Nasenbereich äussert. Die betroffenen Pferde zeigen oft auch Anzeichen von Stress und Schmerz. Das Headshaking gehört mit rund 6 % nach einer Erhebung der Freien Universität Berlin zu den häufigsten Erkrankungen bei Pferden [1].
Wie erfolgt die Diagnose?
Wenn andere Ursachen wie Zahnprobleme, Erkrankungen am Bewegungsapparat oder Augenleiden ausgeschlossen sind, rückt der für die Gesichtssensibilität zuständige Nerv – der Nervus trigeminus – in den Fokus. Was beim Menschen bekannt ist wurde auch in der Veterinärmedizin bestätigt. Studien haben gezeigt, dass dieser Nerv bei betroffenen Pferden deutlich empfindlicher reagiert als bei gesunden Tieren. Man spricht von einer Überempfindlichkeit (Hypersensibilisierung): Selbst kleinste Reize können Schmerzreaktionen auslösen.
In der Praxis gestaltet sich die Diagnose schwierig. Bislang lässt sich eine Beteiligung des Nervus trigeminus nur durch ein Ausschlussverfahren oder spezielle Untersuchungen unter Vollnarkose feststellen. Eine einfache, nicht-invasive Methode am wachen Pferd gibt es derzeit noch nicht. Auch die genauen Ursachen und Entstehungsmechanismen des Headshaking-Syndroms sind noch nicht vollständig erforscht.
Wie wird Kopfschlagen beim Pferd therapiert?
Klassische Therapien wie Masken, Netze oder Medikamente helfen nur bei 20–50 % der betroffenen Tiere. Ein neuerer Ansatz ist die sogenannte Neuromodulation, bei der der Trigeminus gezielt mit Stromimpulsen beruhigt wird. Dies wird aktuell über die sogenannte PENS-Therapie (perkutane elektrische Nervenstimulation) durchgeführt, bei der in Nervennähe unter der Haut elektrische Ströme unterschiedlicher Frequenzen gesetzt werden. Alternativ kann auch die Akupunktur bzw. die Elektroakupunktur eingesetzt werden, welche in diesem Zusammenhang noch wenig erforscht ist. Bei der Elektroakupunktur werden feine Akupunkturnadeln gesetzt, die über leichte elektrische Ströme stimuliert werden. Ziel ist es, den überempfindlichen Gesichtsnerv zu beruhigen und Schmerzsignale zu dämpfen. Die PENS-Therapie wird an spezialisierten Kliniken angeboten. Während PENS technisch aufwendiger ist, punktet die Elektroakupunktur durch einfachere Handhabung, geringere Kosten und gute Praxistauglichkeit.
Das sind die neuesten Erkenntnisse
Eine aktuelle Untersuchung vom Royal Veterinary College in England hat nun die Wirksamkeit von Elektroakupunktur bei 42 Pferden mit Headshaking überprüft und mit der PENS-Therapie verglichen [2]. Das Ergebnis: Rund zwei Drittel der behandelten Pferde zeigten eine deutliche Verbesserung, bei einem Drittel verschwanden die Symptome sogar vollständig. Bemerkenswert ist auch, dass die Methode sehr gut vertragen wurde und im Vergleich kaum Nebenwirkungen auftraten.
Auch wenn in der Studie sogenannte Kontroll- und Placebogruppen nicht vorliegen und die Studienteilnehmerzahl begrenzt ist, sind die Ergebnisse vielversprechend. Damit eröffnet die Elektroakupunktur und die Akupunktur im Allgemeinen eine vielversprechende Möglichkeit, Pferden mit Headshaking zu helfen.
Ihr Pferd leidet unter Headshaking? Ich berate Sie gern!
Quellen
- Fragebogenstudie zur Erstellung eines Gesundheitsstatus von Pferden in Deutschland. Freie Universität Berlin. Ljungberg, A. (2024).
- Electroacupuncture as a treatment for suspected trigeminal nerve-mediated head-shaking in 42 horses
B. Dunkel, G. L. Hildon, K. M. Coumbe, E. Busuttil, D. von Schweinitz, S. Devereux
https://doi.org/10.1111/eve.14135
Bild: Mit freundlicher Genehmigung von N. Wittke