Europa, 24. Juni 2025
Ausbreitung des Fuchsbandwurms in Europa
Eine systematische Übersichtsarbeit im renomierten Fachjournal The Lancet Infectious Diseases (Juni 2025) zeigt: Die alveoläre Echinokokkose, eine lebensbedrohliche, auf den Menschen übertragbare Erkrankung durch den Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis, ist in Europa auf dem Vormarsch. Allein in den Jahren 2021–2023 wurden 828 neue Fälle gemeldet, fast dreimal so viele pro Jahr wie im Durchschnitt der vorherigen Jahre. Besonders betroffen sind Länder im Alpen- und Baltikum, darunter auch die Schweiz und Deutschland, welche 90% der Fälle zählen. Die Fallzahlen werden in Zukunft aller Voraussicht nach steigen, da es ca. 10 oder länger Jahre dauert, bis sich Symptome beim Menschen bemerkbar machen.
Wie lässt sich der bisherige Anstieg erklären?
Seit der flächendeckenden Tollwutbekämpfung haben sich die Fuchspopulationen in Europa stark erholt – sie leben heute nicht nur im Wald, sondern zunehmend auch in Städten und Dörfern. Füchse sind der wichtigste Wirt von Echinococcus multilocularis und können massenhaft infektiöse Eier ausscheiden. Diese gelangen über den Kot in die Umwelt – auf Wiesen, Felder, Spielplätze oder Gärten. Über die Jagd auf Mäuse können sich auch Hunde infizieren und zum Überträger für den Menschen werden. Die Hundehaltung ist in den letzten Jahren ebenfalls angestiegen.
Da die Erkrankung beim Menschen oft erst nach 5 bis 15 Jahren ausbricht, zeigt sich der Effekt dieser Entwicklungen zeitversetzt – der aktuelle Anstieg spiegelt also Veränderungen wider, die bereits vor Jahren begonnen haben und es ist davon auszugehen, dass sich diese stark fortsetzen wird.
Beeren sind nicht das Hauptproblem
Lange galt der Verzehr von kontaminierten Waldbeeren als wichtigster Risikofaktor für die Infektion. Die neue Analyse bestätigt ein differenzierteres Bild worauf andere Studien bereits hingewiesen haben: Zwar können auch kontaminierte Lebensmittel zur Übertragung beitragen, doch Haustiere, insbesondere Hunde, spielen offenbar eine wichtige Rolle.
Warum nicht entwurmte Hunde ein Risiko darstellen
Viele Hunde – vor allem in ländlichen Gegenden – jagen Mäuse, das wichtigste Zwischenwirtstier des Fuchsbandwurms. Sie können sich infizieren und infektiöse Eier über Kot oder Fell in Haushalte einschleppen. Der Hund selbst ist in der Regel symptomlos. Durch den engen Kontakt zum Menschen entsteht ein reales Infektionsrisiko für Menschen, da die unsichtbaren Eier permanent ausgeschieden werden.
Konsequenz: Regelmässig entwurmen!
Regelmässige Entwurmung von Hunden dient somit nicht nur der Tiergesundheit, sondern auch der Infektionsvorbeugung für den Menschen. In betroffenen Regionen empfiehlt sich eine regelmässige Behandlung mit geeigneten Antiparasitika. Das gilt insbesondere für Jagdhunde und Hunde, die frei auf dem Hof herumlaufen und stöbern.
Quellen
Unveiling the incidences and trends of alveolar echinococcosis in Europe: a systematic review from the KNOW-PATH project. Casulli, Adriano et al., 2025. The Lancet Infectious Diseases. https://doi.org/10.1016/S1473-3099(25)00283-
Bild: Pixaby